Spätestens als Seth Godin den brillanten Harvard Professor Marshal Ganz mit dem Satz Tell the story of self, the story of us and than the story of now zitierte, verfiel ich dem Buch ganz. Denn wann war es mir zuvor schon passiert, von einem Menschen, den ich selber interviewt und schätzen gelernt habe, als herausragenden Impulsgeber in einem Weltbestseller zu lesen? Nie. Marshal Ganz hatte ich im Rahmen meiner Feldstudie zu Grassroots Fundraising aufgesucht. Er war Berater von Barack Obama fürs Storytelling gewesen, als Obama das erste Mal als Präsident kandidierte und dabei auf Grassroots Fundraising mit Storytelling setzte.
Was hat mich sonst so in dem aktuellen Buch von Seth Godin fasziniert? Seine Klarheit bei diesen drei Leitgedanken, die er aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet:
Diene den Menschen, um die Du Dich kümmerst
Hinter dieser Aufforderung steht die Erkenntnis von Seth Godin, dass Marketing eine Helferfunktion hat.
Heißt, Marketing ist nach seiner Erfahrung nur dann erfolgreich, wenn es Resonanz bei den Zuhöreren auslöst. Das geschieht, wenn die Zuhörer über das Marketing erfahren, wonach sie sich gesehnt haben. Wonach sehen wir Menschen uns? Wir wollen die Geschichten hören und glauben sie dann auch gern, wenn wir sie in unser eigenes Lebensnarrativ einbauen können, um auf unserem Lebensweg weiter zu kommen. Der Lebensweg spannt sich bei uns allen von einem dunklen Punkt, den jeder für sich selbst definiert, zu einem helleren Punkt. Die Wandlung von Saulus zu Paulus ist hier Beispiel für eins der ältesten und christlichen Narrative schlechthin.
Grundvoraussetzung für ein solches Marketing ist Empathie für das Narrative der fokussierten Zielgruppe. Deren Gefühle stehen im Vordergrund.
Kurz – Marketing ist dann gut, wenn es die Träume deren, an die wir uns wenden, möglich macht und sich unsere Zuhörer damit so ändern können, wie sie es sich wünschen.
Der kleinste lebensfähige Markt
Seth Godin ist durchdrungen von der Philosophie des lebensfähigen Nischenmarktes. Sie basiert auf der Marktbetrachtung von Geoffrey Moore, die er in seinem Buch Crossing the Chasm, Disruptive Products to Maintstream Customers veröffentlicht hat.
Seth Godin verknüpft diese Ausrichtung auf die wenigen Richtigen mit der Mund-zu-Mund-Empfehlung. Denn selbst oder gerade in Zeiten des Internets bleibt sie wesentlichste, weil robusteste Form des Marketings.
Was tun nämlich die wenigen richtigen Nutzer des Produktes? Sie erzählen von der Veränderung, die sie mit dem Produkt erleben. Zitat: Change, that´s so profound, people can´t help but talk about. Nur und erst die Tatsache dieses Gesprächs führt zu Wachstum, innerhalb der Nische und dann in den Massenmarkt.
Menschen wie wir tun solche Dinge
Neben der Aufgabe, die relevanten Geschichten zu liefern, hat Marketing die Aufgabe, die Nutzer dieser Geschichten miteinander zu verbinden. Weil? Weil kein Mensch allein sein will. Wir Menschen streben nach Zugehörigkeit. Über Zugehörigkeit erfahren wir unseren Status, den wir stets verbessern wollen. Zitat: Being a trusted member of the family is priceless.
Die Gedanken von Seth Godin sind nicht brandneu. In dem Video unten aus dem Jahr 2015, das rein aufs Fundraising ausgerichtete ist, führt er bereits den Gedanken People like us do things like this aus. Anregungen zu Crossing the Chams, dem Geschäftsmodell nach Alex Osterwalder oder zu Lean Management nutze ich schon seit meiner Lektüre der jeweiligen Bücher.
Doch so in Gänze habe ich die Gedanken erst in Seth Godi neuem Buch gefunden. Ich habe es genossen, sie so verbunden zu lesen.
