Seitdem ich Kind war, wollte ich mich für eine gerechtere Welt, wie Gott sie im Hier und Jetzt wünscht, einsetzen. Um für Gott zur arbeiten, bin ich Fundraiserin geworden.
Seit 13 Jahren arbeite ich nun in diesem Beruf. In meiner persönlichen Bilanz als operative Großspender-Fundraiserin habe ich für kleine und große Organisationen bislang über 2 Mio. Euro generiert. Das freut mich.
Imbalance löst Suche aus
Doch in der letzten Zeit merkte ich mehr und mehr, dass bei meiner Ausrichtung auf ein Leben für Gott etwas nicht stimmt. Viele Monate habe ich über den Grund für die registrierte Imbalance nachgedacht. Bete ich zu wenig, obwohl ich seit meinem Studium morgens eine Stille Zeit halte? Lese ich zu wenig in der Bibel? Braucht es noch mehr Gottesdienstbesuche? Ich fand keine befriedigende Antworte, trotz intensiver Suche mit selbstkritischen Fragen.
Erlösender Satz: Don´t work for God, work with God
Im Sommer dann war ich bei einer Konferenz, bei der ein Vortragender darüber sprach, diesen Satz stärker im eigenen Leben zu verankern: Don´t work for God, work with God. Arbeite nicht für Gott, sondern mit Gott.
Bingo. Das genau war die Antwort zu meiner Suche. Mit Gott hatte ich wahrlich kaum gearbeitet.
Alte Mönchregel ora et labora verstehen
Nun übe ich mich in dieser erlösenden Haltung. Allerdings brauche ich für meine Souveränität Hilfe, die ich wie stets in Büchern fand. Diesmal im Bete und arbeite von Anselm Grün und Fidelis Ruppert. Darin interpretieren sie für den Leser und die Leserin die alte benediktinische Mönchsregel zeitgemäß.
Zwei Stellen haben mich besonders angesprochen. Sie betreffen Demut und Beten bei der Arbeit und leiten mich nun an, in die erlösende Haltung des ora et labora zu finden.
Demut praktizieren
Ich genieße es, mich von der Arbeit ganz in Beschlag nehmen zu lassen. Dann fühle ich mich wichtig. Entsprechend tendiere ich dazu, meinen Selbstwert von meinem beruflichen Erfolg abhängig zu machen. Doch diese Kombination hat schon zu viel Kummer bei mir geführt.
Als Ausweg heraus regen Grün und Ruppert an, demütig zu arbeiten.
Darunter verstehen sie, mit der eigenen Arbeit der Gemeinschaft und ihren Interessen zu dienen, und gleichzeitig eine innere Distanz und Freiheit zur eigenen Arbeit aufzubauen.
In dieser Demut darf man sich durchaus weiterhin über die eigenen Fähigkeiten freuen. Doch überschätzt der Demütige sich dabei nicht. Vielmehr unterlässt er es bewusst, mit seiner Arbeit der eigenen Selbstbestätigung zu dienen. Zitat: Er lässt sich vielmehr von Gott in den Dienst nehmen und übergibt ihm seine Fähigkeiten.
Diese Demut setze ich mit der Gebetsformel um `Gott, ich bringe Dir hier meine zwei Fische und fünf Brote. Vollende Du, was ich angefangen haben´.
Beten bei der Arbeit
Auch wenn ich mich ständig mit den Wünschen der Spender befasse, bleibt mir mehr als genug Raum, negativen Gedanken nachzuhängen. Das ärgert mich sehr, weil dies Gezänk so schädlich ist.
Deshalb schlagen Grün und Ruppert vor, den Ärger direkt und in Echtzeit vor Gott auszubreiten. Zitat: Mit aller Heftigkeit der Gefühle und Ehrlichkeit des Herzens.
Neben dem Aussprechen des Ärgers im freien Gebet gibt es auch das stärker strukturierte Gebet in Form von Psalmen, Bibelpassagen oder einem einzelnen Satz.
Mir kommt hier das von den beiden Autoren empfohlene Ein-Wort-Gebet von Johannes Cassianus sehr entgegen. Es geht so: O Gott, komm mir zur Hilfe, Herr, eile mir zu helfen.