Als Athletin habe ich sie stets eingehalten – die Pause. Den Ruhetag. Damit die Muskeln überhaupt wachsen können.
Doch als Fundraiserin mochte ich sie bislang gar nicht. Viel lieber habe ich im Berufsalltag durchgezogen. Ohne Mittagspause. Gern noch abends Emails beantwortend. Logisch auch am Wochenende.
Damit fühlte ich mich stark. Toll. Irgendwie hipp, wie die Youngster aus der Start-Up-Szene, die 60 Stunden und mehr arbeiten.
Aus Beißserqualität leben
Doch so recht charmant finde ich diese Einstellung nicht mehr.
Mag sein, es liegt an meinem zunehmenden Alter. Denn ich habe immer weniger Lust, irgendetwas irgendwem zu beweisen. Selbst mir selbst nicht mehr.
Mag sein, es liegt an meiner Erkenntnis, auch mit gedrosseltem Leistungsmodus weiterhin sehr gute Ergebnisse zu erzielen.
Denn ich weiß, dass ich Beißer-Qualitäten habe, wenn es anspruchsvoll oder fordernd wird. Das habe ich mir als Ausdauersportlerin und Großspender-Fundraiserin in der Vergangenheit häufig genug gezeigt. Kämpfergeist und –kraft habe ich. Eine Extrameile gehe ich locker. Doch sie ist eben ein Extra und kein Standard.
Damit gönne ich mir die innere Zusage, meine Aufgaben schon zu stemmen. Egal, wie hart es wird.
Pausen machen
Dank dieser Gelassenheit kann ich nun spürbar mehr Gewicht auf die Balance zwischen Anspannung und Entspannung legen. Mein Leitgedanke dabei ist der Satz `Work smarter, not harder´.
Ein Bestandteil dieser Devise sind Pausen.
Seit neuestem nehme ich mir jetzt das Recht, Überstunden ab einem bestimmten Maß abzufeiern. Denn damit gewinne ich Zeit fürs Zusammensein mit meinem Mann oder unseren Kindern, deren Gegenwart ich einfach nur genieße. Gleiches gilt für fröhliche Stunden mit Freunden, meinen Sport und meine Hobbies wie Lesen oder Kochen.
Selbst Zeiten des Nichts-tuns gehören dazu. Echte Gammeltage. Die Schriftstellerin Astrid Lindgren, die bis in ihr hohes Alter extrem produktiv war, hat für solche Gammeltage den Satz gefunden: Manchmal muss man einfach auch nur schauen.
Dabei sind die Pausen für mich nicht Zeiten der arbeitstechnischen Rekreation. Sondern ganz im Sinne Lindgrens der Raum, ganz der Mensch zu sein, der ich bin.
Entscheidungen treffen
Eine zweite Konsequenz von `Work smarter not harder´ ist, klarer zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden. Auf die wichtigen konzentriere ich mich, unwichtige gebe ich ab oder streiche sie komplett.
Diesen Filter erlebe ich als extrem wohltuend. Er verlangt von mir Mut. Der wächst täglich.