Ich erinnere mich noch genau an diesen Satz von einem meiner Ausbilder: Wenn Sie ein Großspender bittet, dass Sie seine Blumen in seiner Abwesenheit gießen, tun Sie es. Schon damals vor 13 Jahren sträubte sich alles in mir dagegen. Die Empfehlung empfand ich als unprofessionell. Direkt übergriffig. Denn ich bin keine persönliche Assistenz eines Großspenders. Schwer verstört schaute ich den Dozenten an und meldete mein Unbehagen an.
Fundraisers aren´t payed visitors
Erst der Satz einer Kollegin erlöste mich aus der Starre. Sie sagte: Fundraiser aren´t payed visitors. Damit trifft sie den Nagel auf den Kopf. Ihr Spruch hat mir geholfen, eine professionelle Haltung einzunehmen und zu wahren. Damit ich das wirklich Wichtige im Blick behalte. Was genau ist das?
Auf gemeinsame Schnittmenge ausrichten
In den letzten Tagen habe ich mit Privatspendern und Stiftungen telefoniert. Bei den Telefonaten ging es zum einen um das Anliegen, dass diese Großspender mit meiner Organisation teilen. Dementsprechend erzählte ich ihnen von wichtigen Entwicklungen, die sie selbst spannend finden. Ihre Interessen hatte ich zuvor erfragt. Zum anderen ging es um ihre neue Spende. Darauf sprach ich sie gerade heraus an. Ihre Erlaubnis dazu lag mir vor. Auch das hatten wir lange vorher so miteinander abgestimmt. Dadurch war ich keine Bettlerin, sondern begrüßte Erinnerin.
Denn es ist meine Aufgabe, große Spenden zu gewinnen, damit meine Organisation große Schritte machen kann. Diese großen Schritte sind elementar für meine Organisation wie auch für die Spender. Beide wollen tiefgreifende Veränderungen auszulösen.
Kurz, ich richte meine Gespräche, geteilten Geschichten, Berichten und Einladungen auf die Schnittmenge von Spender und meiner Organisation aus. Darüber wachsen, wenn´s gut geht, Vertrautheit miteinander und wechselseitige Wertschätzung. Das Euro-Zeichen steht dabei gut sichtbar auf meiner Stirn.
Mit Fingerspitzengefühl das Donor Commitment entwickeln
Die unterschiedlichen Tiefen der Verbundenheit des Spenders mit der jeweiligen Nonprofit-Organisation kann in Phase eingeteilt werden. Eine Systematik zeigt die Aufzählung unten im Foto:
Ähnlich wie bei der Spenderpyramide heißt es nicht, dass Spender erst viel geben, wenn sie ganz oben in der Pyramide, heißt bei Ownership, angekommen sind. Denn manche Spender möchten gar nicht soweit gehen. Sie fühlen sich bei Awareness sehr wohl. Es entspricht ihnen. Hier geben sie bereits gern und viel.
Doch weil ich parallel zu den Spenderbedürfnissen auch die Bedürfnisse meiner Organisation befriedigen muss, schaue ich weiter. Denn meine Organisation ist am Ownership als dem Höchstmaß der Verbundenheit des Großspenders interessiert.
Also lautet meine entscheidende Frage, was ich dafür tun muss, damit das Commitment des Spenders bis zum Ownership wächst? Für ihre Antwort zerbreche ich mir täglich meinen Kopf. Blumengießen gehört definitiv nicht dazu.